„Wir können nicht auf etwas vorbereitet sein, wenn wir eigentlich glauben, dass es gar nicht geschehen wird.“

Dieser Satz von Nelson Mandela, am 23. März an unserem Wandkalender gibt mir einiges zu denken.

Mandela bezieht sich in seinem Satz wohl weder auf den Klimawandel noch auf die Corona Epidemie, sondern auf die damaligen Veränderungen in Südafrika. Trotzdem spricht er damit genau in unsere Situation.

Niemand konnte wissen, welche Entwicklung für uns die Corona-Epidemie nehmen würde. Selbst die Erfahrungen aus China und Südostasien ließen eine solche Entwicklung nicht vorhersehen. Gut also, dass unsere regierenden Politiker so umsichtig und konsequent gehandelt haben. Auch die religiösen Gemeinschaften und damit auch wir Christen sind von den notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung von Corona betroffen: Keine Gottesdienste, Trauungen und Taufen. Beerdigungen nur in ganz geringer Besucherzahl und auch keine Geburtstagsbesuche. Seelsorge hauptsächlich über das Telefon. Das sind die Vorsichtsmaßnahmen – mit Recht. Sie schützen uns vor der Ansteckung. Sie schützen vor allem auch die Risikogruppen. Wir sind  als Christ*innen in einer ganz komplizierten Situation. Die zentrale Aufforderung unseres Glaubens zur Liebe gegenüber unserem Nächsten kann nur im Abstand gegenüber unserem Nächsten geschehen. Das ist paradox, aber doch richtig. Wir können uns und die Anderen nur schützen, indem wir Abstand halten und viele der uns vertrauten, uns lieb gewonnenen Dinge auf längere Zeit absagen. Das führt eben auch zur absurd erscheinenden Verkehrung der Dinge in ihr scheinbares Gegenteil. Und dennoch ist es richtig und bleibt zutiefst christlich: „Halte Dich fern, bleib auf Abstand!“ Das ist Solidarität durch soziale Distanz.

Das ist das einzig Richtige, was zu tun ist, auch wenn es dazu führt, dass wir christliche Gemeinschaft im Moment nur digital oder am Telefon leben können. Aber immerhin haben wir diese Medien, um miteinander in Kontakt zur Nächsten-Welt zu treten. Und es lässt sich christlicher Sicht auch noch etwas anders betrachten: Dass Gottesdienste abgesagt werden, dass Taufen und Trauungen ausgesetzt werden müssen und dass es keine kirchlichen Treffen gibt, ist eben auch ein Teil des Verzichtes, den wir als christliche Gemeinschaft zur Situation beitragen können.

Und es gibt dabei auch viele Hoffnungszeichen. An vielen Orten organisieren sich Menschen, um Mitbürger*innen zu helfen, die nicht so gut in der Lage sind, mit der Situation fertig zu werden: Einkaufshilfen, Sorgentelefone. Es ist gut zu sehen, dass die Nächstenliebe sich andere Wege sucht, als die bisher möglichen. Das macht auch Hoffnung für die Zeit danach. Denn im Moment bestimmen nicht die Hass-Kommentare und die Fake-News die Öffentlichkeit, sondern die Solidarität. Die vielen Menschen, die in den Kliniken und in der Pflege ihren Dienst tun, die Menschen, die im Handel und in den Geschäften die Versorgung garantieren, die Politiker, die in Bundes und Landesregierungen ihre nicht einfachen Aufgaben erledigen, unaufgeregt  und situationsgerecht. Ich habe die stille Hoffnung, dass danach, wenn es uns gelingt diese schwierige Situation zu meistern, weniger zerstörerischen Populismus in unserer Gesellschaft gibt. Ein Zuspruch aus der Bibel, der einmal Motto des 16. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Frankfurt war, lautet: „In Ängsten und siehe wir leben!“ (Korintherbrief 6,3+9) Das will uns Mut machen, denn „Verzweiflung ist oft nur eine Illusion, ein Streich, den die Dunkelheit uns spielen lässt.“(Blake Crouch).

Und auch, wenn Sie nur einen Mini-Gemeindebrief in einem der Geschäfte gefunden haben, oder im Internet gilt folgendes:

Nicht alles ist abgesagt:

Sonne ist nicht abgesagt

Frühling ist nicht abgesagt

Beziehungen sind nicht abgesagt

Liebe ist nicht abgesagt

Lesen ist nicht abgesagt

Zuwendung ist nicht abgesagt

Musik ist nicht abgesagt

Phantasie ist nicht abgesagt

Freundlichkeit ist nicht abgesagt

Gespräche sind nicht abgesagt

Hoffnung ist nicht abgesagt

Beten (Bitten) ist nicht abgesagt

 

Damit grüße ich Sie auch im Namen des Kirchenvorstandes ganz herzlich und wünsche Ihnen alles Gute, bleiben Sie behütet und gesund – und machen Sie mit – bleiben Sie zu Hause

Ihr Pastor Falk Wook

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